Studie: Die wenigsten Deutschen verbinden Geldanlage mit Nachhaltigkeit
- Sechs von zehn Bayern ist Nachhaltigkeit wichtig
- Wenige glauben an Einfluss ihrer Investitionen auf Unternehmen
- Informationen und Beratung verändern Einstellung zu nachhaltigen Investments stark
- Nachhaltigkeit ist für Wohlstand relevanter als Luxus
Frankfurt am Main, 23. Mai 2022 – Nachhaltigkeit hat für die Menschen in Deutschland einen hohen Stellenwert. Zwei Drittel (67 Prozent) der im Rahmen einer Studie Befragten geben an, dass ihnen Nachhaltigkeit wichtig ist. In Bayern sind es mit 59 Prozent deutlich weniger. Doch nur ein Zehntel der insgesamt Befragten berücksichtigt bereits heute Nachhaltigkeit als ein entscheidendes Auswahlkriterium bei der Geldanlage. Dies geht aus einer Befragung von 3.500 Privatpersonen in Deutschland ab 18 Jahren zum Thema Nachhaltigkeit und Geldanlage im Auftrag von Union Investment hervor.
Geldanlage und Nachhaltigkeit werden bislang überwiegend als getrennte Welten wahrgenommen. Das dürfte auch an der sehr unterschiedlichen Motivation liegen, die jeweils dahintersteht: Während die Befragten in Bezug auf Finanzanlagen meist selbstbezogene Motive wie die Sicherung des eigenen Vermögens nennen, stehen beim Thema Nachhaltigkeit die Auswirkungen des eigenen Handelns auf Umwelt und Gesellschaft im Vordergrund. Das spontane Verständnis von Nachhaltigkeit prägen vor allem ökologische Aspekte, deutlich stärker als soziale Faktoren oder eine verantwortungsvolle Unternehmensführung. Bei Finanzanlagen dominieren nach wie vor klassische Sparziele wie der Wunsch nach Rendite und Sicherheit in Verbindung mit den Anlagemotiven Vermögensaufbau und Altersvorsorge.
Wenige glauben an Einfluss ihrer Investitionen auf Unternehmen
Wenig verbreitet ist bislang das Wissen, dass sich mit der eigenen Geldanlage ein Wandel der Wirtschaft hin zu mehr Nachhaltigkeit fördern lässt. Dabei will auch die Europäische Union (EU) die Finanzmärkte nutzen, um eine nachhaltigere Ausrichtung der Unternehmen voranzutreiben. Allerdings glauben nur 17 Prozent der Befragten in Bayern, mit ihren Investitionen Einfluss auf das Management und die Geschäftspraktiken von Unternehmen ausüben zu können. Bundesweit glauben dies mit 13 Prozent sogar noch weniger Menschen.
Bei der Förderung der Nachhaltigkeit sehen die Befragten in Bayern vor allem Industrieunternehmen (87 Prozent, Mehrfachnennungen) und die Politik in der Pflicht (80 Prozent), ebenso sich selbst als Verbraucher (79 Prozent). Deutlich weniger relevant erscheinen ihnen hierbei Finanzdienstleister (56 Prozent). Verbrauchern ist anscheinend häufig nicht bekannt, dass die Geldanlage Bestandteil ihrer Nachhaltigkeitsbestrebungen sein kann. So sehen die Bayern bei der Nachhaltigkeitsförderung im Branchenvergleich zwar dringenden Handlungsbedarf in den Bereichen Energie (77 Prozent, bundesweit: 78 Prozent), Industrieproduktion (75 Prozent, bundesweit 76 Prozent) sowie Verkehr und Transport (70 Prozent, bundesweit 76 Prozent) und der Chemiebranche (70 Prozent, bundesweit 73 Prozent), jedoch am wenigsten bei Finanzdienstleistungen mit nur 30 Prozent der Nennungen (bundesweit 34 Prozent).
„Vielen Menschen ist offenbar nicht bewusst, dass auch die Finanzbranche zur nachhaltigen Transformation beitragen muss. Denn diese kann nur im Zusammenwirken von Politik, Wirtschaft und Gesellschaft gelingen. Ökonomie braucht Nachhaltigkeit und Nachhaltigkeit Finanzierung. Dabei kommt es darauf an, den regulatorischen Rahmen so zu gestalten, dass eine Breitenwirkung erzeugt werden kann“, sagt Hans Joachim Reinke, Vorstandsvorsitzender von Union Investment.
Informationen und Beratung verändern Einstellung zu nachhaltigen Investments stark
Die Ergebnisse der Befragung scheinen somit auf den ersten Blick nicht auf ein großes Potenzial nachhaltiger Geldanlagen im deutschen Markt hinzudeuten. Jedoch wandelt sich das Bild erheblich, nachdem die Befragten nähere Informationen zu nachhaltigen Finanzanlagen erhalten haben. Auf dieser Grundlage sind gut vier von zehn Befragten in Bayern (41 Prozent, gestützte Befragung) der Ansicht, dass sich Finanzanlagen und Nachhaltigkeit gut verbinden lassen. Bundesweit sind es mit 47 Prozent mehr Menschen, die dies so sehen.
30 Prozent der informierten Befragten in Bayern geben nun an, dass sie bei der Auswahl von Finanzanlagen auf Nachhaltigkeit achten wollen. Von ihnen sind sogar 40 Prozent zur Überzeugung gelangt, Nachhaltigkeit durch Kapitalanlagen fördern zu können. Das sind in etwa gleich viele wie bundesweit, wo 41 Prozent der Befragten sich entsprechend äußerten.
Darüber hinaus sorgen Informationen für ein differenzierteres Nachhaltigkeitsverständnis bei den Menschen in Bayern. Neben ökologischen Aspekten wie dem Klima- und Umweltschutz (75 Prozent, Mehrfachnennungen) sehen die Befragten nun auch soziale und faire Produktionsbedingungen (38 Prozent) sowie eine verantwortliche Unternehmensführung (36 Prozent) als Bestandteile der Nachhaltigkeit.
Dieser im Rahmen der Studie festgestellte Wandel der Einstellung zu nachhaltigen Geldanlagen durch mehr Informationen unterstreicht den hohen Beratungsbedarf der Anleger bei diesem Thema. „Die Beratung ist für eine breite Akzeptanz und Verbreitung nachhaltiger Finanzanlagen entscheidend. Durch die ab August in der Anlageberatung verpflichtende Nachhaltigkeitspräferenzabfrage werden sich mehr Menschen mit nachhaltigen Geldanlagen auseinandersetzen und erkennen, dass Nachhaltigkeit weit mehr ist als Ökologie“, sagt Reinke.
Nachhaltigkeit ist für Wohlstand relevanter als Luxus
Die Vereinbarkeit von Finanzanlagen und Nachhaltigkeit sollte sich Sparern auch dadurch gut vermitteln lassen, dass nachhaltige Aspekte schon häufig Teil ihres Wohlstandsbegriffs sind. Auf die Frage, was aus Sicht der Bayern alles zu Wohlstand beziehungsweise einem guten Lebensstandard gehöre, nannten die Befragten neben materiellen Aspekten wie der Freiheit von finanziellen Sorgen (68 Prozent) meist auch nachhaltige Aspekte wie den sozialen Frieden und soziale Gerechtigkeit (59 Prozent) sowie eine intakte Natur (56 Prozent). Dagegen beinhaltet Wohlstand nur für 15 Prozent den Besitz von Luxusgütern wie teuren Autos, Uhren oder Schmuck.
Bei Finanzanlagen werden durch die Berücksichtigung von Nachhaltigkeit vielfach Abstriche bei der Rendite und Sicherheit befürchtet. So verbinden nur 35 Prozent bzw. 30 Prozent mit nachhaltigen Investments eine gute Rendite und Sicherheit. Andererseits halten die meisten Befragten nachhaltige Anlagen für innovativ (66 Prozent), sympathisch (64 Prozent) und wirksam (58 Prozent).
Hinweis für die Redaktionen:
Für die Studie wurden 3500 Privatpersonen ab 18 Jahren in Deutschland befragt, die Geldanlagen (Aktien, Fonds, ETF, Zertifikate) besitzen oder in den nächsten zwölf Monaten zu erwerben planen, mit einem Haushaltsnettoeinkommen ab 1.500 Euro. Die Befragung durch das Rheingold Institut erfolgte vom 4. Quartal 2021 bis Ende des ersten Quartals 2022. Die Validität der Ergebnisse wurde anlässlich des Krieges in der Ukraine durch eine ergänzende Nachbefragung im März 2022 geprüft und bestätigt. Die Studie ist in dieser Gruppe bevölkerungsrepräsentativ.
Ansprechpartner

Stefan Barkhausen
Pressesprecher
Institutionelles Asset Management, Internationale Presse
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